Auf großer Fahrt: Schiffsüberführung von Stockholm nach Rügen - Teil 2
Unerwartete Herausforderungen und Erholung im Stockholmer Archipel
Im zweiten Teil unserer Schiffsüberführung mit der Mac Kenzie ging es von der Kunsthalle Artipelag Richtung Süden. Zwischen uns und unserem nächsten Etappenziel, der Insel Öja, lagen Herausforderungen, unvorhergesehene Verzögerungen und einige wunderschöne Momente, die uns für die Strapazen belohnten. Begleite uns auf dieser spannenden Etappe durch die Stockholmer Schären!
PS: Wenn du den ersten Teil verpasst hast, schau hier vorbei.
Segeltag 2 – Sonntag: Von Artipelag nach Nynäshamn
Der Sonntag begann früh. Um 7:30 Uhr legten wir bei der Kunsthalle Artipelag ab, begleitet von einem dicht bewölkten Himmel und nordwestlichem Wind mit etwa 8 Knoten. Unser Ziel? Nynäshamn. Doch kurz nach dem Ablegen erreichte uns eine Nachricht von Lisa, unserer Co-Skipperin, die uns am Nachmittag in Nynäshamn treffen sollte. Der Inhalt der Nachricht: „Oh fuck, ich hab verpennt!“. 😱 Tja, nicht der ideale Start für Lisa, die aufgrund einer Hochzeit am Vorabend ohnehin knapp in der Zeit war.
Wie sich herausstellte, hatte sie auch ihren Zug verpasst. Der Plan, sie um 15 Uhr in Nynäshamn aufzulesen und weiter Richtung einer kleinen Privatmarina mit Sauna zu segeln, war damit dahin. Während wir langsam durch die Schären segelten, musste ich den Plan ändern. Aber das gehört ja irgendwie zum Segeln dazu – Flexibilität ist alles!
Da Lisa uns erst am Abend erreichen würde, hatten wir plötzlich viel Zeit. Mit schwachem Wind machten wir gemächlich Meilen gut, entschieden uns dann jedoch gegen 11 Uhr, den Motor mitlaufen zu lassen. So motorsegelten wir durch die verwinkelten Schären, vorbei an Dalarö, und nutzten jede Böe, die uns erreichte. Die letzten zehn Meilen vor Nynäshamn kam endlich ein guter Wind auf, und plötzlich lief die Mac Kenzie bis zu 6.5 Knoten!
Gegen 16 Uhr machten wir in Nynäshamn fest. In der großen, gut ausgestatteten Marina lagen bereits andere Boote die auch bis nach Deutschland wollten und eins davon half uns beim Anlegen. Der etwas böige Seitenwind und die extrem schmalen Fingerstege (auf denen man unmöglich laufen konnte) erschwerten das Anlegemanöver, doch nach etwas Hin und Her lagen wir endlich sicher im Hafen.
Nach dem langen, kalten Segeltag war die Sauna der Marina ein Segen! Noch bis 18 Uhr geöffnet, genossen wir die wohlverdiente Entspannung und wärmten uns gründlich auf. Denn der Tag begann mit dicken Klamotten und Mützen, da die Temperaturen am Morgen um die 6 Grad lagen.
Nach der Sauna gab es einen weiteren unverzichtbaren Programmpunkt: der Gang zum Supermarkt. Das Wasser, das wir in Fisksätra nicht bekommen hatten, mussten wir hier nachholen. So schleppten Viktoria und ich mehrere 6er-Träger Wasser über einen Kilometer zurück zur Marina. Auch wenn es anstrengend war, tat die Bewegung nach dem langen Tag auf dem Wasser gut.
Am Abend, gegen 21:30 Uhr, stieß dann auch Lisa zu uns. Wir verbrachten einen entspannten Abend zu dritt, und der Plan für den nächsten Tag stand fest: ein kurzer Segelschlag zur Insel Öja.
Segeltag 3 – Montag: Von Nynäshamn nach Öja (Landsort)
Nach einer ruhigen Nacht und entspanntem Frühstück in Nynäshamn legten wir am Montag gegen 10:30 Uhr ab. Der Schlag nach Öja war kurz – etwa zehn Meilen, oder ungefähr zwei bis drei Stunden, abhängig von den Windverhältnissen. Der angekündigte Südwind von etwa 10 Knoten machte es uns nicht leicht nach Süden zu kommen. Wir setzten trotzdem das Großsegel, um den scheinbaren Wind auszunutzen und noch einen halben Knoten Fahrt rauszuholen.
Die Passage verlief entspannt. Vorbei an malerischen Inseln und durch enge Fahrwasser näherten wir uns langsam Öja, wo uns eine ruhige Marina und eine verheißungsvolle Sauna erwarteten. Ich hatte bereits im Voraus mit der Hafenmeisterin Margarete telefoniert, die uns versicherte, dass genügend Platz wäre – wie sich herausstellte, waren wir tatsächlich die einzigen Gäste.
Gegen 13 Uhr legten wir im Norden von Öja, in der Marina von Landsort an. Der ablandige Wind machte das Anlegen etwas komplizierter, aber nach ein paar Manövern lagen wir sicher im Hafen. Der Hafenmeister, der Mann von Margarete, sprach Deutsch und zeigte uns alles Notwendige.
Nach dem Anlegen erkundeten wir den nördlichen Teil der Insel. Öja hat eine bewegte Geschichte, unter anderem als ehemalige Ostseefestung der Schweden während des Kalten Krieges. Über die Insel verteilt finden sich Überreste aus dieser Zeit, wie etwa ein alter Artillerieturm und Bunker. Auch wenn wir die Bunkerführung verpassten, war es beeindruckend, die Insel zu Fuß zu erkunden und sich die Wildheit der Landschaft auf der Zunge zergehen zu lassen – im wahrsten Sinne des Wortes, da überall Beeren wuchsen!
Der Höhepunkt des Tages? Definitiv die Sauna! Mit Blick auf die Ostsee und direktem Zugang zum Wasser war es ein besonderes Erlebnis, nach der Hitze der Sauna ins kalte Meer zu springen. Der perfekte Ausklang eines weiteren Segeltages.
Am Abend kochten wir erneut vor – diesmal für die bevorstehende, lange Etappe nach Südschweden. 200 Meilen Segelstrecke - ca. 38 Stunden - lag vor uns, und da war es wichtig, gut vorbereitet zu sein. Mit vollem Bauch und dem Duft von frischer Seeluft schliefen wir früh ein, bereit für den großen Schlag am nächsten Tag.
Fazit: Ruhe vor dem Sturm
Die Etappen von Artipelag über Nynäshamn nach Öja boten die perfekte Balance zwischen Segelabenteuer und Erholung. Auch wenn uns einige unerwartete Ereignisse begegneten, wie Lisas verpasster Zug, fanden wir immer wieder die Gelegenheit, die Schönheit des Stockholmer Archipels zu genießen – sei es bei einem Segelschlag durch die Schären oder in der einsamen Sauna mit Blick auf die Ostsee.
Bleib dran, denn im nächsten Teil nehmen wir Kurs auf den großen Schlag nach Südschweden!